Slovenien - eine Reise in das Soca Tal

Slovenien – eine Reise in das Soca Tal

Slowenien September 2013

Zeit für Urlaub, Zeit auch Freunde zu besuchen, die wir lange nicht gesehen haben. Es ist oft so, wenn wir auf der Anreise oder Rückreise sind, das wir ein Stop bei Freunden machen, die wir selten sehen. Die Reise führt uns nach Slowenien. Immer wieder aufgeschoben, weil es irgendwas Interessanteres gab, oder wozu wir mehr Lust hatten. Vielleicht auch, weil wir die Schönheit dieses Landes verkannt haben. Als wir mit einigen Leuten erzählten, das es dieses Jahr endlich nach Slowenien gehen soll, sprudelte es nur vor Erzählungen und guten Tipps, wo man da unbedingt hinfahren soll. Alle wie sie da waren erzählten von diesem fazinierenden Soca Tal im Norden Sloweniens in der Nähe der italienischen Grenze.

Ein wundervoller Freund aus alten Zeiten hat es von Köln nach Oberfranken getrieben, einfach um seinen Traum zu verwirklichen. Zusammen mit seiner Partnerin hatten beide die Kraft neu anzufangen und sich ganz dem Westernreiten zu widmen. Die ersten Erfolge taten sich auf. Wichtiger war für mich, ihn seit langer Zeit wieder einmal zu besuchen. Es war wirklich 22 Jahre her, als wir uns das letzte mal begegneten. Da die Anreise über Hannover, Magdeburg, Leipzig, vorbei an Hof uns dann tatsächlich in seine Nähe bringen sollte, war genial. Was für ein Wiedersehen, es gab vieles zu erzählen, der Abend war zu kurz, das morgendliche gemeinsame Frühstück auch zu kurz, denn unser Ziel rief uns. Eins wussten wir, soviel Zeit lassen wir nicht mehr vergehen.

Am nächsten Morgen ging die Reise weiter, nächstes Ziel war Graz. Es ist schon wundervoll, das man auf Reisen mit dem Motorrad immer wieder neue sehr interessante und liebe Menschen kennenlernt. Auf unserer Islandreise 2011 lernten wir Tanja und Andy aus Graz kennen, wir verbrachten 2011 dort oben im Norden viele gemeinsame Stunden, bis es zum Abschied kam und jeder sagte, wenn ihr mal in der Nähe seit, dann kommt vorbei. Der Kontakt riss nie ab und wie immer ist der Weg das Ziel. Gesagt getan, ein Stop auf der zweiten Tagesetappe in Graz. Ein toller Abend mit vielen Erzählungen der Reisen und Erlebnisse, die jeder gemacht hat. Ein kleiner Rundgang durchs abendliche Graz, ein toller Abend bei heimischen Köstlichkeiten aus Graz. Ein gemeinsames Frühstück mit den Beiden, sowie das Mitnehmen von vielen Tipps über das Soca Tal, das bei den beiden wirklich „fast“ um die Ecke liegt. Auch hier kam der Abschied, und die Gegeneinladung wurde bekräftigt.

Eine kleine Routenänderungen brachte uns nicht wie vorher geplant über Maribor und Ljubljana, sondern über Klagenfurt und Villach erstmal einige Kilometer nach Italien und dann über den Passo Perdil. Was wir unser altes Womo mit den 600kg schweren mit Mopetten beladenden Trailer wohl dazu sagen? Er schnaufte sich dort mit seiner Masse grazil hoch, Kehre um Kehre im ersten Gang, der Motor heulte nur so. Endlich oben, was für ein gigantischer Anblick auf diese Berge. Ganz ehrlich, so ein Bergpanorama hatten wir noch nie gesehen. Nach den ersten 2 Kilometern bergab fing es an zu stinken, die Auflaufbremse des Trailers verursachte zwischenzeitlich eine Vollbremsung, die Strecke war zu steil bergab. Durch die Automatik des Fahrzeugs stand ich zu viel auf der Bremse und die neuen Bremsbeläge mussten massivst arbeiten. Ich dachte schon, die fangen an weg zubrennen. Da musste ein Notstop in einer Serpentine her. Einmal drauf spucken zeigte mir, das die Spucke innerhalb von Sekunden verdampft war, das nicht mal auf der Bremsscheibe, sondern auf dem Felgenlager. Das war knapp, was wäre wohl gewesen wenn die Bremsflüssigkeit hätten angefangen zu kochen, ich kenne diese Tritt ins Leere damals vom Rallyesport, das bitte nicht heute ! Nach einiger Zeit war alles abgekühlt und der Ritt hinunter ins Tal ging weiter. Die Freunde aus Graz warnten uns vor den Felsüberhängen, das war gut so. Denn diese hingen ganz schön weit in Fahrbahn, und wenn dann noch ein Wagen von vorne kam, musste Feingefühl herbei. Endlich angekommen ! Alles heil, so kamen wir auf einem Camping Koren in Kobrid an.

Was für ein milder Abend! Wir sind da, wo wir hin wollten. Endlich wieder auf Reisen.

Ein Tag zum Relaxen. Ein Tag um alles ruhig angehen zu lassen. Ab 10:15 kommt die Sonne ums Eck und verwöhnt uns mit ihrer Wärme. Zeit für Rolf Hennings Buch „Endstation Abfahrt“. Das was ich schon in der Lesung wahr genommen hatte, ich finde mich tatsächlich in seinen Ausführungen teilweise wieder. Wenn ich zurück an das Motorrad Reise Treffen in Gieboldehausen denke, was direkt nach der Lesung von ihm am Verkaufsstand los war, es trifft die heutige Zeit auf den Punkt und viele werden in diesem Buch mit ihrem Leben Ähnlichkeiten feststellen. Die Seiten inhaliere ich nur so. Spätestens übermorgen Abend sind die Seiten leer gesogen. Die Soca fliesst ruhig unten am Campingplatz, ich versuche mich mit einigen Fotos, aber ich hab die Ruhe noch nicht dafür. Das wird kommen, da bin ich zuversichtlich. Am späten Nachmittag spazieren wir durch den Ort Kobrid und finden was zum verschmausen. Nun ist der Bauch auch wieder Glücklich. Die Augen fallen mir früh zu, völlig ungewohnt, aber es wird mir gut tun.

Die Soca

Blick in den Schatten

Heute morgen ist es sehr feucht draussen, wir beschliessen drin zu Frühstücken im trauten Heim auf 4 Rädern. Die Motorräder hatten wir schon am Vortrag fertig gemacht. Heute dürfen sie endlich rollen und auf die Kurvenhatz gehen, oder doch nicht? Da lassen wir uns lieber treiben in Richtung Bovec, kurz tanken und weiter hoch zum Vrsic Pass. Vorher nehmen wir den Abbieger ins Lepena Tal unter die Lupe. Auf der anderen Seite der Soca finden wir Motive und spielen mit den Kamera’s, man spürt überhaupt nicht wie die Zeit verrinnt.

Schade, das paßt nicht

Egal, wir haben Urlaub. Mittlerweile ist es Mittagszeit, eine sehr steile Single Trail Auffahrt hinauf und schon hatten wir das Optimum zur Mittagszeit gefunden. Was will man mehr, Wildknoblauch Gnocci mit Hasenragout und Teigtaschen mit Lammragout, welch Köstlichkeiten. Am liebsten nen guten Tropfen Wein dazu, aber nein, wir sind mit den Motorrädern unterwegs. Mit gerundeten Bäuchen schwingen wir uns auf die Motorräder und schon verlassen wir das Tal in Fahrtrichtung Vrsic Pass. Eine Kehre nach der anderen, endlich verfallen wir dem Cruisen in einer traumhaften Bergwelt. Die Motoren arbeiten tadellos unter uns, kein Schnitzer kein garnichts. Motorradfahren ist eine Leidenschaft. Auch wenn die Ärzte sagen, das es Stress auslöst, es wirkt aber auch entspannend für die Seele und Geist. Es ist kein Pässeschrubben, nein ein Genuss in dieser Bergwelt. Das Auge ißt mit. Wie in vielen anderen Dingen. Oben drehen wir für heute um und drehen uns wieder durch die Tornanten runter. Was die ersten Stunden mit dem Motorrad in diesen Kurven wieder für Sicherheit auf den zwei Rädern bringt, unglaublich. Irgendwie Walzertanz auf der Strasse. Ein paar Besorgungen für den Abend holen wir uns in Tolmin und geniessen die Abendsonne vor dem Wohnmobil bei einem sogenannten Einlaufbier. Rolf Hennings ruft schon aus der Ferne.