Aufbruch – Oblaszt Kaliningrad Polen Baltikum –

Vorwort:
Vor und während dieser Reise war ich noch alleine,
ich nahm diese Zeichen unterwegs in mir auf.
Es gibt Dinge im Leben,
die man nicht glauben mag und sie treten dennoch ein.

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 Freitag 01.08.2014 / Samstag 02.08.2014

Ich fühle mich 4 Jahre zurückversetzt, nur ist dieses Mal eine neue Zeit für mich angebrochen. Das kleine Abenteuer beginnt zwar vor der Haustüre in Kiel und führt uns mit der Fähre nach Klaipeda. Doch für mich persönlich beginnt das Abenteuer in Nida. Das ist dort, wo ich 2010 die 2.Reise im Baltikum beendet hatte.

Es ist angenehm, das man direkt nach Feierabend auf das Ostufer fährt und dort auf die Fähre steigt. Wie sagt man, Heimvorteil! Das Motorrad hatte ich am Vorabend gepackt. Es sollte doch eigentlich viel weniger zum mitnehmen sein, aber es ist jedesmal das selbe, es muss viel zu viel mit. Auch wieder schlecht gepackt, wieder mal der Faktor schnell schnell. Die Ruhe fehlt mir, die Entspanntheit wieder in jeden Tag zu finden. Diese Reise soll mir das neu aufzeigen und das in meinem Ich zu finden. Einfach von allem losgelöst zu sein um mit sich selber zufrieden zu sein.

Der Motor startet vor der Haustüre, es sehr warm an diesem Freitag in Kiel, alle Lüftungen des Anzugs sind auf, die Stollenräder surren und pfeifen auf dem Asphalt. Sie sind extra da, um mich mit einer Sicherheit auf den baltischen Staubpisten zu führen. Mich überkommt ein schönes Gefühl, ist es die Freiheit des Reisens mit dem Motorrad. Der Fahrtwind über die paar Kilometer zum Ostuferhafen ist angenehm.

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Checkin am Terminal. Die Augen gehen automatisch zu einem Mercedes SLS mit russischen Kennzeichen, das Fahrzeug ist bewunderswert. Aber für mich kein Traumauto, denn ich bin mit dem zufrieden was ich habe. Es entsteht nicht mal der Wunsch dieses Fahrzeug nur zu fahren. Ein gutes Gefühl ist das so zu spüren. So rolle ich dann weiter in das Zollgrenzgebiet hinein und weiter direkt auf die Fähre, die mich ihn ihren Bauch verschlingt. Immer weiter runter bis ins Deck 1, also ganz unten. Hier steigt mir gleich die Wärme entgegen. Absatteln und dann hoch in die Kabine, umziehen und an Oberdeck. Ein lauer sehr angenehmer Sommerabend mit Blick auf die kleine Skyline von Kiel. Das Schiff fängt an zu brummeln, die Leinen sind los.

copyright by Haendewerk Kiel

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Meine Mitreisenden, Freunde aus Kiel sind noch in ihren Kabinen und duschen sich den Tag ab. Ich lasse den leichten Schweiss einfach draussen trocknen. Die Fähre gleitet aus dem Hafen, vorbei am Marinehafen, vorbei am Kiel-Canal. Auf der anderen Seite das Marine-Ehrenmal, langsam wird es Dunkel, wir gleiten in die Dunkelheit der See. Das litauische Bier ist immer noch so billig wie vor 4 Jahren, dunkel in seiner Art, süffig und leicht süß. Entspannung tritt ein, Minute für Minute.

Die Müdigkeit überfällt mich, morgen früh beginnt der eigentliche Urlaub, denn an diesem Tag habe ich noch gearbeitet.

Zu dritt sind wir auf der Kabine. Es ist sehr angenehm mit Bernd und Uwe. Die Mädels sind auf einer anderen Kabine untergebracht.

Müde und zufrieden schliesse sich meine Augen.

Die Frühstücksansage im Kabinenlautsprecher weckt mich, so spät ist das schon ? Was passiert das gerade mit mir ? Sonst schlafe ich nie zu lange. Jedenfalls nicht in den letzten Wochen, die mein ganzes Leben durchgerüttelt haben. Die Gedanken kreisen im Bett von hier nach dort und bleiben immer an einem Punkt hängen. Schön ist dieses Gefühl. Mir tut es gut. Duschen, anziehen und frühstücken. Typisch herzhaftes Frühstück auf litauische Art. Was ist los mit dir Carsten, ich verspüre Hunger, wie seit Wochen nicht mehr. Nein, keine Bolimie, die beiden Teller sind rand voll und es schmeckt mir. Es ist entspannend unter Leuten zu sein die man als Mitreisende und Freunde bezeichnen darf. Es ist ein gutes Gefühl. Die Männerrunde schaut sich die komplette Streckenplanung genauer an und prüfen auf Fehler. Alle gaben sich richtig Mühe und liessen ihre Ideen einfliessen. Vordergründig gilt es landschaftlich schöne Strecken zu finden, man spürt es an der Ausarbeitung der anderen. Lassen wir uns überraschen, was da auf uns zukommt.

Doch sind alle etwas nervös, denn es gilt die erstmals die Grenze nach Russland (Oblazst Kaliningrad) zu passieren. Die weltpolitische Lage zwischen dem Osten und Westen eskaliert zur Zeit. Sicherlich fühle ich mich auch nervös deswegen, aber vielleicht ist es jetzt gerade interessant in diese Kultur einzudringen.

Ich bin an Oberdeck, die Sonne scheint, rechts und links reden die Leute und Freunde, ich schreibe hier diesen Text und fühle mich wohl. Heute Abend kommt die Fähre in Klaipeda an. Am nächsten Tag bin ich in Nida, werde mir das Fischerdorf anschauen. Das erstemal war ich vor 7 Jahren da, das letzte mal vor 4 Jahren. Die Zeit der Veränderungen sind spürbar, wie wird das Gefühl jetzt sein, wenn ich da bin ?

Dann kam Stephan de Lang, er ist mir schon beim Auslaufen in Kiel aufgefallen. Ich benötigte Feuer zum Rauchen, ja dieses Übel was noch in mir steckt, er war da. Ein Südafrikaner, 29 Jahre alt, in Frankfurt lebend mit seiner russischen Freundin. Er geht auf einen Kurztrip schnell mal mit seiner 950er KTM Adventure nach Sewastopol/Russland. Schnell spürten wir beide das uns was verbindet, es war am Nachmittag auf der Fähre, ein faszinierender Mensch.

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Schnell spürten wir unsere Wellenlänge, er plant Motorradreisen in Südafrika, genau kalkuliert, er weiß was er für die Zukunft wünscht. Man spürte beim ihm gleich diese Leidenschaft zum Motorradreisen. Ich in mir spüre, das es ein Mensch ist der mir gut tut, vermutlich ich ihm auch, man spürte das gewisse etwas in einem Menschen. Ich weiß, wir werden uns irgendwann im Leben wieder sehen.

Warum immer ich, habe ich diesen gewissen Intellekt mit gleichdenkenden umzugehen ? Ich spüre diese Kraft in mir, für was besonderes, selten so kraftvoll und gut tuend.

Ein Wandlungsprozess in mir, den ich spüre.

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Die Fähre legt in Klaipeda an, es dauert über eine Stunde bis wir zu den Motorrädern dürfen. Die Gruppe rollt aus dem Bauch des Schiffes, fast 29° draussen. Links die kurische Nehrung in ihrer traumhaften natürliche Art, ja morgen sind wir dort, es geht zum Anfang der Reise meines letztens Endes von 2010.

In Klaipeda sind wir im Tako Baras untergebracht. Das genussvolle Dunkelbier, das geröstete Dunkelbrot mit Knoblauch und Käse. Die anderen kommen auch, ich soll noch schnell was repariere an Tines Motorrad, ein paar Handgriffe und schon ging es besser.

Ja der Tag endet mit Zufriedeheit und der Findungphase nach meinem ich.

Sonntag 03.08.2014

Glatt verschlafen, in allen sitzt die Aufregung und Angst für die Einreise nach Russland, viele Geschichten wurden erzählt und eigentlich kam nur schlechtes in die Ohren, sollte auch mir das so ergehen ? Das war dieses komische Gefühl im Bauch, was ich nicht alleine hatte. Kein Frühstück, da wir früh los mussten. Die morgentlichen Temperaturen waren schon kritisch heiß, das morgens um 0800 Uhr. Erstmal brauchten wir Geld, Wasser und ganz wichtig einen Koffee. Genau die Reihenfolge war gut und passte.

Der Kaffee kam zwar von einer Tankstelle, aber egal, das Zeug braucht der Mensch. Ich bin heute dran mit Guiden und werde die Gruppe über die Grenze weiter nach Kaliningrad führen. Noch fehlt die geschmeidige Harmonie innerhalb der Gruppe, aber das ist normal am ersten Tag.

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Der Bauch fühlte die Wärme und Stärke des Koffee’s. So rollte ich nach Klaipeda und die Leute folgten mir.

Beim Ännchen von Tharau machen wir den ersten Stop. Ein schöne dennoch traurige Geschichte wird erzählt, die Mädels bekommen von einem alten Herrn den Liedtext, er bessert sich so seine Rente ein bisschen auf. Mir zeigt er einen Artikel über die Angst der Litauer vor Putin, ich hörte sowas auch schon von anderen Stimmen. Das natürlich direkt vor der Einreise nach Russland. Die Frauen aber singen zart das Lied und wir hören zu. Tut gut zu hören, weil damit gedankliche Verknüpfungen zu dem Land entstehen.

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Irgendwo auf der Strecke zur Fähre auf die kuhrische Nehrung riechen wir das frisch gebackene Brot einer Bäckerei, der Geruch intensiviert sich im Geiste und ruft den Hunger hervor. Gerade auf der Nehrung angekommen spürt man diese ungnädige Wärme, mittlerweile sind es über 33°C, kein Windhauch, selbst der Fahrtwind bringt nichts. Die Gruppe kommt schleppend hinterher, ich bleibe am Gas und versuche immer wieder Harmonie rein zu bekommen. Endlich die Düne von Nida.

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Das Gute ist, ich bin zu erst fertig mit dem Motorrad und habe meine Sachen dabei und gehe schon mal vor. Ja 4 Jahre ist es her, genau an diesem Punkt endete die letzte Reise. Ich bin emotional bewegt, steige weiter hin auf und rechts spüre ich einen gewissen Duft, der von der Düne kommt. Der Blick ist wie immer gigantisch. In mir Spüre ich wieder diese Wärme und Hingabe meiner Gedanken. Spüre auch das schon mehr in mir ist, mein Herz kann wieder aufnehmen seit einiger Zeit. Alles was hier so passiert nehme ich völlig anders auf. Doch gerade hier schweifen meine Gedanken woanders hin.

Ich geniesse die Dinge noch wertvoller, jetzt auch diese Blicke und nehme sie anders auf. Die Zeit vergeht sehr schnell und da ich von den letzten Reisen hier ein kleines Restaurant kenne, das etwas abseits des Touristenstromes liegt, wählen ich dieses. Ein anhimmelnder Blick auf das Memeldelta. Etwas trinken und essen. Die Zeit ruft uns an die Grenze, jetzt geht es weiter.

Verrückt aber war, wir passieren die Grenze mit der ganzen Gruppe absolut freundlich. Innerhalb 1 Stunde ist alles für uns 7 abgewickelt.

Endlich Russia! Ich bin so vor Freunde und küsse den russischen Asphalt. Der Moment war ist was besonderes für mich, ich war gerührt, keines der bis jetzt von mir bereisten Länder löste in mir solche Emotionen aus.

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Die Hitze macht allen zu schaffen, so gleiten wir mit normalen Tempo über den russischen Teil der Kuhrischen Nehrung. Da war ja noch der Besuch der Vogelwarte in Rositten, wir stoppten, ich erzählte, das wir ein Stück laufen müssen. Alle schauten mich ungläubig an. Völlig verständlich. Den mittlerweile zeigt das Thermometer 35°C.

Unser Ziel ist Rauschen, da soll es eine wundervolle Sonnenuhr direkt unten am Wasser geben, viele Mosaiken zeigen die Sternenbilder. Doch der Weg dahin überrscht uns alle ein bisschen. Ein große Strasse geht schlagartig in eine sehr breite Piste über. Bernd/Ann-Kathrin und ich setzen uns ab und lassen es mal richtig krachen, wohin der Tacho zeigte, schreibe ich lieber nicht nieder. Riesige Staubwolken drehten sich hinter uns, die von uns überholten Fahrzeuge wurden schlagartig hinter uns kleiner. Spaß pur, der Heidenau greift zuverlässig sich in den Boden. Kein Schwimmen, kein unruhiges Fahrverhalten, perfekt für diesen Belag.

 

Dann wird’s noch heftiger, die Strasse kleiner, Verkehr gab es garnicht, die Pisten waren brutal, sowas von ausgefahren, als wenn ich mich auf einer BMX Bahn befindet, das Motorrad arbeitet aber einwandfrei alles ab. Vielleicht kann man dieses im Moment also Ritt auf einem Stier bezeichnen, aber ein Stier, der tut was man möchte.

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Endlich erreichen wir Rauschen, halt ein Badeort, dennoch mit Flair. Viel Badeverkehr, alle drängt es zum Wasser, völlig verständlich bei dem Wetter. Ein alter Mann spielt auf seiner Quetsche das Russland Lied, ich bin angekommen, ich ertappe mich sogar beim mitpfeifen. Genau so, wie es meine Großmutter tat, als ich als kleiner Bengel bei ihr war.

Der Weg zu Sonnenuhr war kurz, eine große Steintreppe herunter, natürlich typisch russisch gebaut, sie pompös stalinistisch wirkend. Die Sonnenuhr liegt direkt am Wasser. Hübsch wirkt sie, mir fällt gleich ein besonderes Sternzeichen auf und ich gehe in mich.

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Ich beschliesse alle einfach mal zu fotografieren. Der letzte Teilabschnitt der Strecke ist gut zu fahren, bis wir in einem riesen Stau geraten. War doch klar, Rückreise vom Strand in die Stadt, es sind fast 12 km, die wir zwischen den Autos hin und her hüpfen.

Kaliningrad zeigt sich von einer anderen Seite, die Vorstellungen waren anders. Ich bin angenehm überrascht, wie ich mit den anderen durch die Wohngebiete fahre. Von den Eigentümern des Pensionats werden wir herzlich begrüßt. Wir kaufen selber ein, übrigens auch sehr spannend wenn man die Schrift nicht lesen kann, aber auch hier „werden sie geholfen“.

Die Menschen wirken unheimlich herzlich, was auch schon unterwegs zu spüren war, wenn wir pausieren und kleine Gespräche stattfinden. Egal ob jung oder alt.

Der Abend verlief draussen unter einem Dach, nett angelegte Bänke und Tische im Freien, die Abendluft wird endlich kühler.

04.08.2014 Montag

Ein Sommertag in Kaliningrad

Die erste Nacht zusammen mit Helmut im Zimmer, gespannt lauschte ich seinen Ausführungen seiner Monate unterwegs, schliesslich ist er schon seit Anfang April auf der Piste. Die Nacht wurde lang.

Im Zimmer war es sehr warm, in der Nacht kühlte es kaum ab. Das Frühstück war reichlich Russisch, sehr kräftig aber angenehm. Ich verspürte wie jeden Tag auf der Reise wieder Hunger. Ich fühle mich von Tag zu Tag wohler. Die Gruppe entschied, nicht mit dem Motorrad unterwegs zu sein, denn die Ankündigung mit den heißen Temperaturen waren heftig. Es sollten bis 38°C Grad werden. Ehr eine Wanderung als ein Spaziergang war der Weg in das Zentrum von Königsberg(Kaliningrad). Gegen 1000 Uhr hatten wir schon 30°C. Über all waren die Gebäude Zeitzeugen der Geschichte, wenn ich so in mich ging, wie schön muss Königsberg mal gewesen sein. Denn der Aussenrand der Stadt hat noch einiges zu bieten. Ich bin immer wieder überwältigt, wie freundlich die Russen sind. Ziel war der alte Dom auf der Dominsel. Die Innenstadt wirkt sehr sozialistisch auf ihre Art, man spürt die Bauweisen der Epoche nach dem Krieg bis in unsere heutige Zeit. Ein Augenmerk wie alle Männer in unserer Gruppe lagen auch auf den hübschen Frauen, wie sagte mir mal vor langer Zeit eine Russin, unser Schatz ist unsere Schönheit und die zeigen wir gerne.

Vorbei an alten russischen Denkmälern, die viel Ernst in sich zeigen. Betrachtet man sowas mit etwas Zeit und Intuition, dann wird einem etwas im Leben der Russen bewusster. Die Bilder werden es zeigen, die ich in naher Zukunft veröffentlichen werde. Im Dom angekommen, sah ich das erste mal Bilder vom alten Königsberg, was für eine schöne Stadt muss das gewesen sein. Eine Pause im neuen Fischerdorf, das auf dem Platz des Alten aufgebaut worden ist zeigte seine Gemütlichkeit. Im Anschluss handeln wir einen Preis für eine Bootsstadtrundfahrt aus. Es kam wirklich keine Langeweile auf. Mit deutscher Audiountermalung aus den Lautsprechern waren wir anfangs skeptisch, aber es war optimal. Die Geschichte der Stadt wurde uns näher gebracht.

Ich fühle mich gut, auch unter diesen ganzen Umständen, sehr gut sogar wie ich feststelle. Der nächste Weg geht in das neue Kaliningrad, das wo das Leben tobt. Die Temperaturen steigen in das unermessliche, hier und da mal ein Abkühlung in einer der großen Einkaufspassagen, ein Koffee mit was Süßem, munterte mich wieder auf.

Überall an den vielen Springbrunnen waren die Kinder und spielten im Wasser und es gelingen denke ich, gute Schnappschüsse. Wieder in einem Einkaufszentrum musste ich die Düfte die die Menschen verzaubern, testen. Da kam doch wieder diese Erinnerung in mir hoch, ja in der Tat sie können verzaubern und ich schwelge in Erinnerungen. Sie bauen auf ! Ich spüre dann jeden Moment anders, immer den Blick nach vorne.

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Den Abend verbringen wir draussen, dazu Glück, denn die Gewitter setzen ein. Es wird kühler! Alle sitzen wir draussen unter dem Dach auf den Bänken und Stühlen, der nächste Tag wird besprochen, Bilder wurden angeschaut und es wird viel gelacht. Die Stimmung ist sehr gut, bei allen. Allmählich setzt die Entspannung vom Alltag ein, keine negativen Gedanken schwirren durch die Luft. Das gibt Gefühl, sehr sogar, ich denke für jeden selber auch.

Der Tag ist wirklich beeindruckend, auch wenn es nur ein Spaziergang durch die Geschichte und die Neuzeit war. Jeder hat viel für sich mitgenommen und die Sichtweise auf Russland so denke ich, hat sich bei jedem verändert. Es sind nicht die Menschen die das verändern, nein ist es die Politik und der Drang nach Macht, ob der Westen oder der Osten, die wirklichen Menschen die ihre Liebe und Zuneigung geben, die Menschen die Herz haben finden immer zusammen, egal welcher Nationalität. Das sind die Momente die wirklich wertvoll sind. Das sind die Momente die ein Herz öffnen. Warum kann die Zukunft nicht so werden, die Frage stellt sich vermutlich jedem.

Der Tag neigt sich dem Ende, es wird Zeit die Augen müde werden zu lassen. Und da kommt Helmut, der sich noch ein typisches russisches Essen mit nehmen musste. Die Uhr sagt 23:00 Uhr, morgen geht der Kurs gen Osten, über das alte Insterburg und Gumbinnen, das alte Gut Trakehnen und dann die Ausreise nach Polen, morgen abend bin ich Ryn. Ja der Tag war gut, sehr gut sogar. Licht aus !

05.08.2014, Dienstag

Der Wecker klingelt früh. Der Tag wird sehr lang werden, aber egal, ich spüre diese Freude in mir, das der Tag beginnen darf. Es geht ostwärts und schon rollen die Räder wieder.

Ein Rückblick auf den diesen wundervollen ereignisreichen Tag für mich, den ich jetzt schon mitten in der Nacht schreibe, einfach weil ich Spaß daran habe. Die Freude des Tages ist unwiderbringlich, morgen gibt es eine neue.

Das Tanken warf gleich eine Erinnerung an die vergangenden Reisen hervor, man sagt bevor man tankt die Literanzahl an, bezahlt diese, dann betankt der Tankwart. Hip oder Hop, aber es passte zufällig. Aber alles löste bei den Beteilgten Bestürzheit aus. Warum ? Andere Länder andere Sitten, hier ist Geduld und Anpassung an eine andere Kultur gefragt.

Der Ritt geht weiter ins tiefe Ostpreussen, die Augen sehen, die Nase riecht, die Ohren sind gespitzt, die Sinne erwachen. Das ganze zusammen bildet etwas wundervolles aufzunehmendes.

Die ersten Störche sind Realtät und es werden mehr und mehr. Sie strahlen eine absolute Ruhe und bereiten sich vermutlich auf den Zug für den Winter vor.

Die Gruppe pausiert an einer orthodoxen Kirche im Ort Znamensk, schon gesellte sich jemand uns dazu. Er bot uns eine Führung in der orthodoxen Kirche an und erzählte einiges aus seinem Leben und dieser Kirche. Gleichzeitig den Tip, doch über die Brücke es Pregels zu fahren, diese befindet sich zwar gerade in der Instandsetzung, aber es sei fahrbar.

Das Abenteuer Brücke! Eine baufällige Brücke über den Fluss Pregel, die ist Fahrbahn gesperrt, ein Notweg ist als Fussgängerweg angeschweisst. Ich beobachtete das genauer und entschloss mich darauf zufahren, mit Hilfe eines Bauarbeiters gelangte ich über die hohe Kante auf diesen Notweg, zirkelte das Motorrad mit den Koffern über die Brücke, manchmal fehlten nur Zentimeter, doch die Koffer blieben Kratzerfrei. Nun müssen die anderen rüber, bei den Mädels stand die Panik im Gesicht, da sollen wir rüber ? Männerblicke, wir wussten was wir wollten, schnappten ein Mädelmotorrad nach der anderen und brachten sie rüber. Die Mädels freuten sich. Was für ein Spaß, für alle. Nach der Reise werden sicherlich Heldengeschichten erzählt.

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Meine Gedanken schweiften zum Grenzübertritt nach Polen, werden wir es wieder so einfach haben ? Schon war die erste Piste in Sicht. Tapfer schlagen sich alle dadurch und haben Spaß am Staubfahren. Die Landschaft ist ein Traum, weitläufig, wenig Menschen hier und dort ein Dorf mit einigen Häusern. Das war früher mal die Kornkammer Deutschlands, jetzt liegen die ganzen Flächen brach und nichts wird bestellt. Es wir wärmer und wärmer und der Fahrtwind kühlt nicht mehr. Aber ich fange an das zu ignorieren, weil die Hitze mit den negativen Gedanken die Sinne trübt. Ich achte mehr auf mich und das was ich aufnehme. Ich glaube, Carsten hier musst du noch einmal her.

Bei Insterburg kommen wir zum privat geführten Trakehnergestüt Georgenhof. Das Personal wirkt wie in etwas Nasehoch, wir wollen doch nur mal die Pferde sehen, nein es wird uns vergönnt. Nächstes Ziel ist Gumbinnen, Susannes Vater kommt dort her. Die Adressen im Kopf finden wir die Strasse, können es aber nicht genau finden. Einmal in der Bismarkstrasse wo ihr Großvater lebte und dann die zweite Wohnung, wo er mit ihrer Großmutter in die Luisenstrasse zusammen hinzog. Bilder halten das alles für die Nachfahren fest. Teilweise sind diese Wohnhäuser mit neuen Fassaden gemacht worden und wirken wie in neuem Glanz.

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Trakehnen ist ein Muß, wir finden dort hin, vorbei an Feldern die gerade geerntet werden, viele viele Störche sitzen dort und picken hinter den Feldmaschinen ihre Nahrung, dann kommen wir zum Gestüt. Es wird nicht mehr betrieben, aber wir dürfen auf das Gelände und geniessen einfach den Ursprung Ostpreussen und der Trakehnerzucht. Ich sitze auf der Treppe vor dem Gut und stelle mir gerade vor, mit was für einem Leben das damals gefüllt war. War die Zeit, schöner als unsere jetzt ? Die Antwort fand ich, ich lebe jetzt und mit geht es sehr gut. Der Ursprung für mich, nein nicht das einer meiner Vorfahren da her kommt. Hier spüre ich einen Ort, der was besonderes ist, der sich mit meinem Ich verbindet. Die Zeit die ich hier bin kommt in mir ein neues Gefühl hervor, vielleicht eine Art Kraft, eigentlich glaube ich nicht an esotherische Dinge, aber doch vielleicht muss man es zulassen. Ich fühle mich hier aufgehoben und warm. Ich spüre wie der Spiegel der Spiegelreflexkamera anfängt zu arbeiten. Zwei kleine Mädchen gesellen sich zu uns und es wird gelacht.

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copyright by Susanne Scheibe

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Ich düsel noch mal schnell zu den Getreidefeldern, die geerntet werden und fange ein paar sehr schöne Aufnahmen von fliegenden Störchen ein. Ein Teil, der auch zu Ostpreussen gehört.

Die Grenze ruft, schliesslich müssen wir heute noch nach Ryn/Polen. Die Gruppe hat 4 Zimmer in der Hermanowas Wola reserviert. Ein schönes Holzhaus etwas ausserhalb von Ryn. Unterwegs zur Grenze fahren war das letzte mal durch den russischen Teil Ostpreussen, ich sauge noch mal alles in mich ein während der Fahrt. Schon ist die Grenze da, wie wird es diesesmal werden? Aber auch hier wieder ganz schnell, keine 45 Minuten und alle waren fertig. Die letzten Kilometer sind doch noch knapp 90. Erstmal ein Kaffee in Goldap zum stärken, dann rollen wir auf den Stollen gen Ryn. Dort werden wir herzlichst empfangen, werden eingewiesen.

Schnell Einkaufen fahren, die Terasse im Abendlicht geniessen und gehen dann anschliessend zum Essen. Ich bin erschöpft und müde von dem Tag, möchte danach noch schreiben, spüre aber wie mir die Augen zufallen.

06.08.2014 Mittwoch

Ich habe wenig geschlafen, denn um 05:15 Uhr ist die Nacht zu Ende, einige von uns wollen zur Wisentfütterung. Ohne Frühstück starte ich den Motor und so gleitet der kleine Trupp durch die Felder von Masuren. Der Horizont ist noch leicht Rot von der bereits aufgegangenen Sonne, die Wolken hängen tief. Heute führt Helmut seine Tour, es soll wie bereits angekündigt viel Offroad geben. Er hat aber auch nichts ausgelassen, Piste über Piste, als er in einer Gasse in einem Maisfeld fährt, beschliesse ich zusammen mit den anderen nicht reinzufahren, was für Strecken, was für Landschaften. Mit Verspätung kommen wir bei den Wisenten an, statt wie angekündigt um 07:00 Uhr fängt die Fütterung erst um 09:00 Uhr, was machen wir ? Erstmal nen Koffee kochen und warten. Dann gehen die Tore auf uns ich bin voller Freude, doch schon kommt Entsetzen in mir hoch, 4 Tiere mit 2 Jungtieren in einer großen eingezäunten Wiese. Das kann ich auch zu Hause in einem Tierpark haben. Alle sind enttäuscht.

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Die anderen treffen inzwischen auch ein und unsere Gruppe ist wieder komplett. Weiter auf Helmut’s Offroad Tour, die 3 km in einem Chaos endet. Verständlicher weise ist die Strecke für die Mädels Hardcore. Ich finde es auch schon ganz schön haarig und mogel mich durch. Die Motorräder werden auf der Strecke gewendet und ich fahre alleine 3 Mopeds aus dem schwierigen Terrain plus meine dazu. Es ist wieder zu heiß geworden, die Lauferei und Wuchterei macht mit kaputt und meine Konzentration geht den Bach runter. Als Uwe dann seine schwere Adventure in den Sand schmeisst sind Kräfte gefragt, dann kippt Helmut auch noch um, als er an einem Graben lang zirkelt. Mein Moped steht ja noch, weil ich von hier da renne. Endlich fertig und rauf auf meine gelbe Zicke, beim Umdrehen rutsche in in weichen Sand und schwups liegt meine auch, da kommt auch schon Hilfe. Kaum war ich draussen, legte Uwe seine Adventure ein zweites mal ab. Die Gruppe wird histerisch, alle schwitzen und haben Angst. Wir brechen ab bevor die Gemüter noch mehr hochkochen.

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Erstmal raus aus dem Wald, wir fahren weiter durch das schöne Masuren und finden eine ruhige Seeterasse mit Blick auf die masurische Seenplatte. Kaffee und Piroggies mit Blaubeeren gefüllt. Die anderen wollen weiter, ich bin absolut müde und mir fehlt jegliche Konzentration. So fahre ich zurück zur Hermanowa Wola, Tine schliesst sich mir an. Unterwegs spüre ich die Müdigkeit und haben einen Sekundenschlaf, in einer Linkskurve trägt es mich an den Aussenrand der Kurve, schlagartig bin ich wach und konnte zum Glück reagieren. Das Herz schlägt bis zum Hals.

Erstmal Duschen, Läppi in die Hand und auf die Terasse, wenn die Müdigkeit wieder kommt und die Augen zufallen sollen lasse ich es zu. Ich schreibe meinen gestrigen und heutigen Tag nieder.

07.08.2014 Donnerstag *

Ein Tag durch Masuren

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Der Abschied fällt schwer in der Hermanowa Lowa, diese Ruhe, diese Abgeschiedenheit, loslassen heisst es. Nach dem fantastischen Frühstück brechen wir auf. Ich bin heute der Besensammler und fahre hinter der Gruppe, einfach aufpassen falls etwas passiert. Die Reihenfolge als Guide ist Uwe, Bernd mit Ann-Kathrin, Tine, Susanne, Kirstin, Helmut und ich. Masuren muss man gesehen haben, so haut nah, damit man dafür erstmal ein Feeling entwickeln kann. Man spürt den Unterschied zu 2007 auf meiner letzten Reise durch Masuren, die Strassen sind mittlerweile fantastisch, wir finden viele viele Kurven oder auch kleine Strassen. Schleswig-Holstein ist mit seiner Ostküste ähnlich, nur das hier diese Weite in Masuren spürbar ist, viele kleine Dörfer. Blicke ich dennoch zurück, wie vor 2 Tagen hat mich das alte Ostpreussen doch sehr sehr berührt, es hat sich mit einer Macht ins Herz gegraben. Trakehnen um so mehr, aber das schrieb ich bereits. Bei Nikolaiken versuchen wir über eine Sandpiste eine Fähre zu erreichen, wir sind um 10:15 Uhr dort, doch die Fähre fährt erst um 11:00 Uhr, die Zeit wollen wir nicht verstreichen lassen und kehren die einigen Kilometer über die feste Sandpiste auf die Strasse zurück. Die Kilometer Umweg sind schnell gemacht und wir gleiten wieder über die kleinen Strassen durch Masuren, immer wieder in jeden Dorf treffen wir Meister Adebar an, die Jungvögel trainieren fleissig für den Flug in den Süden, viele sind auch schon weg.

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Gedanklich gesehen steht der Winter bald vor der Tür und Väterchen Frost zeigt die ersten Anzeichen, das ist das Zeichen, wenn die Vögel sich auf den Weg in den Süden machen. Immer mal wieder zwischen durch überfahren wir Pisten, ein fazinierendes Gefühl wenn man mit hoher Geschwindigkeit durch den Wald gleitet. Das Motorrad gleitet förmlich, man spürt nichts, keine Schläge die von unten kommen nichts, der Blick ist konzentriert nach vorne gerichtet um die Kurven ebenfalls zu meistern. Ein irres Gefühl ist das in mir, die Freiheit die ich mir oft ersehne. Technischer muss es garnicht werden, denn so hat man wenigestens noch die Blicke für die Landschaft und die Düfte dieser landschaftlichen Region.

Uwe ist leicht am verzweifeln als Guide, sein Navi fängt an rumzuzicken, ich fahre heute einfach mal nur hinterher und mache hinundwieder ein paar Bilder. Der Himmel zieht sich zu, der Regen wird kommen, kurz vor Elk kommen die ersten Tropfen vom Himmel, ich muss mein Visier runterklappen. Gerade zirkeln wir auf ein Restaurant zu, da kommen auch schon die Regenmassen runter, so retten wir uns knapp unter die großen Regenschirme draussen vor Restaurant. Adam, ein polnischen Biker, der uns schon unterwegs überholt hatte war neugierig und gesellte sich zu uns, einige von uns kamen gleich mit ihm ins Gespräch. Er ist gerade aus England von einer Motorradreise zurück und war auf dem Weg in die Stadt, um Passangelegenheiten zu klären. So wie er erzählte ist er ebenfalls ein Motorradreisender, der aber ausschliesslich alleine unterwegs ist, wie alt mag er sein, vielleicht Anfang 30 und hat ebenfalls schon viel von Europa gesehen. Neugierig lausche ich und achte auf den Menschen Adam, den Polen. Er scheint bisher interessante Dinge getan zu haben mit seinen Reisen. Die Kontaktdaten wurden ausgetauscht.

Das ist immer wieder das schöne das man mit dem Motorrad auf Reisen ist, nie wird es einem langweilig, weil die Menschen auf uns neugierig sind. Ich bin aber auch kein Typ, der sich davor verschränkt. Das macht das Leben erst interessant. Immer wieder schweife ich in gewissen Gedanken.

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Zwischen Makosieje und Sypitki kommen wir auf eine Sandpiste, die eigentlich nicht so schlimm aussah, durch den Regen wirkte sie sehr fest und gut befahrbar, irgendwie hatte ich aber kein gutes Bauchgefühl. So musste es kommen wie es kommen musste, irgendwann wurde der Knopf dafür gedrückt. Die Mädels waren auf der Hut, denn die Strecke wurde weicher und weicher. Susanne kam ins Trudeln und stürzte. Sie lag dort unter dem Motorrad und das Bein schien eingeklemmt zu sein. Kirstin und ich eilten dort hin und hoben das Motorrad hoch und so zog sie sich alleine dennoch mit unserer Hilfe dort raus, denn das linke Bein war unter dem Motorrad eingeklemmt, der Koffer war mal wieder Lebensrettend, denn so konnte nicht das ganze Gewicht des Motorrad aufs Bein fallen. Da rollten natürlich die Tränen, Glück im Unglück, das Bein hat nichts abbekommen, nur das andere Sprungelenk hat sich verdreht. Wir sind alle mit einem großen Schrecken davon gekommen. Diese Hilfe hätten ich für jeden aus der Gruppe erbracht! Wir brachen die Strecke ab und wählten eine feste Strasse. Es geht weiter! Unterwegs ein Stop, 7 Störche fast direkt nebeneinander zwischen ein paar Kühen. Im nächsten Dorf kreisten auf die schnelle gezählt mindestens 12 Störche über uns. Was für ein Feeling. Einmal noch Tanken vor Sulwalki und dann geht’s zur Unterkunft Siedlisko Leszczewek bei Sejlni, wieder wunderschön gelegen. Wenn ich jetzt beim Schreiben über den Tag sitze so höre ich draussen die Kraniche rufen, ein erhabenes Gefühl, was rufen sie mir ? Was will ich mehr ?

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copyright by Susanne Scheibe

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Ich spüre den Tag wieder, ich spüre das Leben, die Entschleunigung tritt ein, die Gedanken fliessen in eine andere Richtung. Irgendwann hörte ich Stimmen von den anderen, wo waren die? Ich folgte den Stimmen, sie saßen an einem kleinen Fluss mit Lagerfeuer, da liessen wir den Tag gemeinsam ausklingen.

08.08.2014 Freitag

Die erste Woche ist vergangen, wo ist die Zeit geblieben? Mit dem Aufwachen hatte ich einen Wunsch in mir, den ich hoffe, das er sich erfüllt. Das wird aber nicht hier passieren, sondern dort wo Heimat ist. Ich bin frohen Mutes für den Tag, denn die letzten beiden Tage verliefen nicht gerade positiv, was das die gemeinsamen Dinge auf den schwierigen Strecken betraf. Es kann nur besser werden.

So brachen wir in Sejlny auf Richtung, Bernd hat die Strecke vorbereitet, die uns nach Vilnius führen soll, über 230 geplante Kilometer. Erst gemütlich durch die ehr landschaftliche wundervolle Langgegend, alles weich und zarte ineinander übergehend, dann der Grenzeübertritt über die grüne Grenze. Allerdings teilten wir uns hier vor der Grenze auf, die Schotterfraktion ging die Piste über die grüne Grenze und die Asphaltfraktion ihren Weg, der Treffpunkt ist vereinbart.

Die Piste ist sehr gut zufahren, aber sobald in Nähe Grenze kamen wurde die Strecke schlechter, große Löcher, die man nicht immer gleich sah und da half nur manchmal ein heftiger Gasstoß um nicht einen heftigen Durchschlag zu risikieren. Ich fuhr direkt hinter Bernd, Ann-Kathrin hinten drauf hupfte nur auf und ab. Das irritiert mich einen Moment und schon kam ich in einem großen Sandloch ins Straucheln, kurz bevor die Maschine ins völlige Trudeln kam, gebe ich einen heftigen Gasstoß und sie fängt sich wieder. Jetzt ist natürlich Herzrasen angesagt.

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Ca. 2-3 km hinter Kauknoris Joudas wird die Strecke wieder angenehmer und schliesslich asphaltiert. Was für eine Landschaft, ich bin immer wieder überwältigt welche Ecken man noch in Europa finden kann. Ja, ich befinde mich im Druskininkai Nationalpark, auf den letzten Reisen im Baltikum wollte ich dort schon hin, aber irgendwie paßte es nie. Beeindruckend geniesse ich es und sauge alles in mir auf. Der Storch ist hier unser absoluter Wegbegleiter, egal ob in der Luft oder am Boden, sogar auf der Strasse sitzt er und flüchtet erst in der letzten Sekunde vor uns. Die Asphaltfraktion mit Uwe, Tine, Kirstin und Susanne treffen wir in Leipalingis. Die Strassen werden wieder breiter und gehen nur noch gerade aus. Nächstes Ziel ist die alte Kirche Liskiavia, die damals mal ein alter Dominikaner Kloster war. Die Strecke führt schön geschwungen entlang des Stromes Neumunas, leichtes auf und hab, irgendwie fühlt man sich mit schwingenden Gefühlen. Unterwegs stand ein Oldtimer, der mit Blumen geschmückt war, das Haus gegenüber stand in seiner gelben Pracht auf diesem Grün der Erde. Vermutlich wird hier das Brautpaar abgeholt.

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Wir hingegen trafen an der Kirche ein und dort lauerte schon der erste Fotograf. Ah, also doch richtig, es ist Hochzeit!

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Wenig später erschien der Oldtimer mit einer wunderhübschen Braut drin, die mir doch glatt noch in die Kamera lächelte und dabei wie die englische Queen ihre Hand zum Gruß bewegte. Ein schönes Gefühl entsteht, wenn die Strassen wirklich frei sind, man spürt die Freiheit völlig anders beim Motorradfahren. Wir haben alle sichtlich Spaß beim Motorradfahren. Immer wieder kurze Absprachen und wir trennen uns auf. Man spürt kaum Unterschiede mit den Fahrzeiten. Die Pisten sind teilweise neu präpariert und die Stollen ziehen einsam ihre Spur in den Wäldern und Wiesen, hier und da mal ein Gehöft und das war es auch schon. In Varena treffen wir wieder aufeinander und fahren zusammen. Vor Trakai trennen wir und für ein letztes mal und gleiten über die Pisten.

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Trakai ist zu meinen Besuchen 2007 und 2010 mächtig groß geworden, der Tourismus hat den kleinen Ort mächtig groß gemacht und man spürt leider nicht mehr diesen alten Flair, das stimmt traurig, Menschen über Menschen die diese historische Burg besuchen. Ann-Kathrin bringt mir einen CoffeetoGro mit und wir fahren alle gemeinsam nach Vilnius rein. Ende der Tagesetappe. Am Abend bestellen wir 2 Taxis und fahren mit nach Hunger schreienden Bäuchen in die Stadt, die Empfehlung des Herrn an unserer Hotelrezeption war sehr gut. Endlich wieder mein geliebtes Brot mit Käse überbacken! Danach sitzen wir noch an dem Hauptplatz und geniessen den abendlichen Flair dieser wundervollen Stadt. Es ist Samstag abend und man spürt das es eine Studentenstadt ist. Viele Pärchen flanieren über die Fussgängerwege, die jungen Frauen sind auffällig hübsch und sommerlich gekleidet. Hier geht man tatsächlich noch anders abends auf die Strassen. Viele Frauen tragen Röcke und Kostüme bzw. leichte Sommerkleider. Bei den Männer spürt man kein Machogehabe wie in südlichen Ländern.

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Für den Rückweg sichern wir uns 2 Taxis, tatsächlich wollte unser Taxifahrer uns über’s Ohr hauen. Mit Diskussionen bezahlten wir den Preis des zweiten Taxifahrers, wo die andere Hälfte unserer Gruppe saß.

 

 

09.07.2014 Samstag

Vilnius und der Ritt in eine Traumwelt

Beim Frühstück beschliessen wir, Vilnius einen Kurzbesuch abzustatten, wir teilen uns komplett auf. Schnell auf die Motorräder und in der Nähe der kleinen eigenen Republik Uzupio finde ich einen Parkplatz. Mich interessieren die Veränderungen zum letzten Versuch. Ich werde es mal „Neues aus Uzupio“ nennen eine kleine Bilderserie dazu zeigen.

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Es lädt wirklich zum Verweilen ein, eigentlich wollte ich mir einen Stempel in den Reisepass setzen lassen, aber es ist ja Samstag. So schlender ich noch mal durch die Gassen dieser Stadt, diesem Rom des Osten wie man es auch nennt, die Veränderungen sind spürbar, viele Fassaden sind neu und diese Stadt wirklt völlig anders. Auch wenn zwei unserer Mitreisenden bei mir sind, fühle ich mich an diese Morgen alleine.

Auf die Gruppe stoßen wir ca. 30 km ausserhalb auf dem geografischen Mittelpunkt Europas. Vor 4 Jahren war ich auch hier, da hatten wir durch starke Gewitterregenfälle ein mystisches Licht. Vielleicht sehe ich es heute morgen auch nur anders. Ich wanke in Gedanken.

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Weiter geht die Reise in den nächsten Nationalpark, ein Traum, jeder Kilometer wird zu einem Erlebnis.

Ziel ist die alte Wassermühle in Ginuciai. Man spürt das Wochenende ist, jeder dieser Menschen aus Litauen möchte in die Natur ihres Landes, und diese hat verdammt viel zu bieten. Ja man könnte fast neidisch werden. Ich spüre immer wieder wie ich diese baltischen Länder immer mehr anfange zu lieben.

Die Pause tut geht, aber wie soll es auch sein, hier hat sich nicht verändert zu 2010, immer noch so gemütlich, die alte Oma die 2010 im Bach gebadet hat, ist nicht da, aber dafür viele viele Kinder die das angenehme Naß geniessen.

Es geht weiter, jetzt aber direkter nach Daugavpils, über eine LKW Strecke die eine Traverse nach Russland bildet, dem entsprechend ist der Verkehr. In Daugavpils werden Bernd und ich von einem lettischen Russen angesprochen. Oh, was für ein Ton, der war richtig beängstigend. Aber wie war das, wir haben Urlaub. Das was wir rausgehört haben, das er die alten russischen Zeiten wieder herhaben möchte.

Unsere Hütten am Camping Ozienna sind nicht einfach zu finden, aber dann ist bei allen die Freude sehr sehr groß. Was für eine Lage! Blick auf diesen mächtigen Strom der Daugava, ich tauche in eine andere Welt ab und geniesse die Ruhe, die Natur, diese fazinierende Weite und diese Kraft eines großen Stromes, der lange vor unserer Zeit da war und seine eigene Geschichte erzählen kann.

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copyright by Susanne Scheibe

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Eins fehlte, auch wenn der Mond mit seinem ganzen Gesicht da war, die auziehenden Nebel fehlten mir, aber wer weiß, sie werden kommen.

Ich ziehe mich zurück und fühle mich einfach nur wohl. Der Abend endet zwar anders als erwünscht, aber thats Life…

10.08.2014 Sonntag

Der Wecker klingelt, ich habe ihn mir extra gestellt, auch da waren die Nebel nicht da, ich weiß aber ich werden sie finden.

Der Tag fängt gelassen an, diesen Platz wollen alle nicht so schnell verlassen. In Ruhe frühstücken wir, machen Bilder und packen.

Die Gruppe teilt sich auf, Bernd hat die Tour vorbereitet, es geht Richtung weissrussische Grenze bis nach Balvi in Lettland.

Eine schmale Piste führt uns flussaufwärts an der Daugava entlang, fast wie 2010 nur auf der anderen Seite, die Gruppe trennt sich auf, alle schweben in ihre Richtungen. Vor mir wieder eine lange breite Piste, ich beschleunige sanft in den 1-2-3-4 Gang, habe meine 80-90 km/h auf dem Tacho, unter mir fliegen die Steine und auf der rechten Seite läuft der große Strom, den ich nicht sehen kann, aber ich spüre ihn. Das Wetter ist warm und angenehm am morgen. Hinter mit sind Bernd mit Ann-Kathrin und Helmut.

Der Navi zeigt an, das da direkt am Fluss noch ein Aussichtsturm sein soll, die Piste wird enger, windet sich zwischen kleinen Häuser durch, alles ist wie in einer Geschichte, die ich meinte schon mal erlebt zu haben. Es sind aber die Erinnerungen an die anderen Reisen. Ja, fühle mich sehr sehr wohl hier.

Für Lettland immer diese typischen langen Geraden, irgendwie Zeit während der Fahrt zu chillen, die Seele baumeln zu lassen, die restliche Konzentration lassen wir zum Motorradfahren, es ist so wenig Verkehr das man zwar einsam auf der Strasse ist, aber nicht einsam mit sich selber.

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In Ludza besuchen wir einen Aussichtspunkt, wo eine alte Kirche steht, daneben Reste einer alten Festungen, dazu einen Blick über einen großen See. Wasser, Brot, Käse und Wurst holen wir raus, sitzen unter Bäumen, erzählen von unserem Empfindungen und Gesehenen, die jeder für sich erlebt hat. Toll !

Diese Landschaften muss man gesehen haben, diese alten Häuser die zwar sehr arm wirken, aber das was in ihrem Inneren lebt, ist sicherlich voller Liebe. Alles im Land wirkt unheimlich gepflegt.

Wir versuchen im nächsten Ort ein Cafe zu finden und fragen, ja da sei etwas, hat es auf ? Ich hoffe doch. Euch eine Gute Weiterfahrt. So wurde uns der Weg gezeigt und beschrieben, es doch leider zu. Egal, jetzt reicht auch mal ein Tankstellen Koffee.

In der Nähe liegt die Weissrussische Grenze, auf dem Navi sieht man sie schon. Auf der rechten Seite gleite ich an einem geernteten Getreidefeld vorbei, dahinter ein Wald, dort wird die Grenze laufen. Eigentlich nur ein Steinwurf.

Einige Kilometer weiter, sehe ich einen Grenzturm, vielleicht 300 Meter weg, dort beginnt sicherlich eine völlig andere Welt ? Mmh denke ich, vielleicht ein neues Ziel für mich, ein neues Abenteuer. Ich weiß es nicht, ich werde nicht mehr planen, ich werde Dinge für die Zukunft anders entscheiden.

5 km vor unserer Paradize Unterkunft finde ich Helmut nicht mehr im Rückspiegel. Ich drehe, Bernd folgt und dann steht er am Strassenrand und ich sehe, das sein Hinterrad platt ist. Wow das bedeutet Schweiss! Runter mit dem ganzen Gepäck, raus mit dem Rad und wir finden die Stelle nicht. Da hält eine lettische KTM Adventure, Zamia ist sein Name. ER bietet uns gleich seine Hilfe an und schon sind wir im Gespräch, die Pannenarbeiten machen wir nebenbei. Er hat schon eine Umrundung des Schwarzen Meeres hinter sich und war in Murmansk, Ann-Kathrin tauscht mit ihm Adressen aus. Er kommt aus Riga und wenn es paßt, werden wir ihn dort treffen.

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Wir finden kein Loch und denken, das seit der letzten Tankstelle vor ca 20 km bei der Luftkontrolle was mit dem Ventil passiert ist, so hauen wir 2 Patronen rein. Leider halten die nur 4,5 km, dann sehen wir endlich den Übertäter. Ein alter rostiger Nagel. Also das ganze nochmal…

Leider merken wir nicht, das wir den Schlauch beim rausziehen noch mal beschädigen. Bernd fährt mit dem geflickten Rad zur nächsten Tankstelle in Balvi und haut Luft drauf. Tja das war es.

Wir beschliessen das Rad einzubauen, und Helmut schiebt das Motorrad zur Unterkunft. Ich will meine Zicke starten, kein Mux !! Was ist das, Shit happens, ich hatte die ganze Zeit die Zündung an, dazu Fernlicht, jep das bei ca. 90 Minuten akkern. Gefrustet schiebe ich die letzten 1,5 km.

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Dann unsere Unterkunft, Helmut war schon da und Uwe kam auch noch zum schieben auf die letzten Meter. Ein kleines umgebautes Gehöft, toll gelegen, man spürt das die Frau die Hände im Spiel hat, alles esotherisch angehaucht, gleich zum wohlfühlen. Der Storch sitzt vor dem Haus auf seinem Nest.

Ich fühle mich Kräfte mäßig erschöpft, ich brauche Wasser und bleibe auf de Rasen liegen.

Einige Stunden später dämmert es und die Nebel tauchen aus dem Wald auf, was für ein wundervoller Fleck Erde ist das, langsam werden die Nebel mehr und näher sich bis einige hundert Meter vor das Gehöft.

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Am Abend taucht der Mond auf. Ich sehe wie die Laufbahn des Mondes den Telegrafenmast des Storches teilt. Was für ein Bild. Lange erzählen wir noch und werden müde.

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11.08.2014, Montag

Ich mache die Augen in unserem Zimmer auf, das ich mir mit Helmut teile. Er hat heute Geburtstag. Ich schaue aus dem Fenster, und erblicke den Storch auf seinem Nest, das kann es doch nicht sein, denke ich. Ich fühle Berührung in mir. Was mich wundert, oder sehe ich es mittlerweile mit anderen Augen, ich habe auf meinen Reisen viele viele Störche gesehen, aber hier begegnen sie mich ständig, jede paar Minuten auf dieser Reise, ist das Zufall, ist es das Zeichen für einen neuen Aufbruch ?

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Ziel für heute ist Estland, die Gruppe fährt nach einem sehr sehr guten Frühstück, typisch Herzhaft für das Baltikum, erstmal gemeinsam weiter. Das Problem kam nach wenigen Kilometern, das wir uns auftrennen mussten. Die Schotterfraktion ging Erdferkeln und die anderen auf die Strasse. Die Piste war nicht einfach, oder vielleicht hatte ich nur Pech mit meiner Spur auf der Piste, jedefalls kam ich dreimal ins Straucheln mit dem F800 GS, nur ein herzhafter Gasstoß brachte mich nicht zum Unglück. Die Grenze nach Estland querten wir irgendwo im Grünen, man fühlte sich in einer warmen Einsamkeit, meine ständigen Wegbegleiter sah man auch ständig, kurz vor Haanja glitten wir durch die Natur, Wälder, Wiesen, Seen und Flüsse. Auf der rechten Seite war ein kleiner See, so kobaldblau hab ich noch nie ein Waser leuchten gesehen. Sind meine Sinne zu geschärft das soviel mit nehme bzw. aufnehme ? Dieses Bild vor Augen werde ich nicht so schnell vergessen.

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Ziel für heute ist Estland, die Gruppe fährt nach einem sehr sehr guten Frühstück, typisch Herzhaft für das Baltikum, erstmal gemeinsam weiter. Das Problem kam nach wenigen Kilometern, das wir uns auftrennen mussten. Die Schotterfraktion ging Erdferkeln und die anderen auf die Strasse. Die Piste war nicht einfach, oder vielleicht hatte ich nur Pech mit meiner Spur auf der Piste, jedefalls kam ich dreimal ins Straucheln mit dem F800 GS, nur ein herzhafter Gasstoß brachte mich nicht zum Unglück. Die Grenze nach Estland querten wir irgendwo im Grünen, man fühlte sich in einer warmen Einsamkeit, meine ständigen Wegbegleiter sah man auch ständig, kurz vor Haanja glitten wir durch die Natur, Wälder, Wiesen, Seen und Flüsse. Auf der rechten Seite war ein kleiner See, so kobaldblau hab ich noch nie ein Waser leuchten gesehen. Sind meine Sinne zu geschärft das soviel mit nehme bzw. aufnehme ? Dieses Bild vor Augen werde ich nicht so schnell vergessen.

Auch wenn ich jeden cm der Piste konzentriert fahre, so ist der Geist am Arbeiten, ich denke was wird in Zukunft passieren.

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Haanja hat den höchsten Punkt Estlands, dort steht ein Aussichtturm um sich die Landschaft aus luftiger Höhe anzuschauen. Auf dem Weg dort hoch gibt es Holzfiguren die einer Geschichte entsprechen, ein großes weisses Ei in einem Baum, ein Tier, wie ein Fabelwesen. Eine riesen große Margerite, dort drüber schweben kleine Hummeln. Ein Holzbank mit Schriftzügen, die eingeritzt sind, neine keine Touri’s das das machten, es hat alles seinen Sinn.

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Ich sauge es auf. Wir stärken uns mit Koffee, alles Koffeejunkies, die diese Lebenselexier brauchen. Die andere Gruppe kommt dazu und nach der Besichtung fahren wir wieder ein Stück zusammen, ich bilde immer noch die Nachhut und habe auch die Zeit mich in Ruhe zurückfallen zu lassen, rechts erblicke ich einen Storch, der gerade noch so mein Tempo hält, er fliegt nur einige Meter neben mir in Augenhöhe, ja wir schauen uns tatächlich an, was will er mir sagen, ich weiß es nicht.

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Schöne kleine Pisten begleiten uns/mich auf dieser Etappe. Endlich kommen wir in Vehendi Motel an und dürfen nach einer Dusche erstmal richtig runterkommen. Helmut hat Geburtstag und wir grillen bis in die späte Nacht. Dazu gibt es echten Saremaa Vodka, irgendwann drudeln wir alle angetrunken mit gutem ausgelichenden Gefühl ins Bettchen.

copyright by Susanne Scheibe

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12.08.2014 Dienstag

Aufstehen in Vehendi

Ohaa, was für ein Morgen. Der Kopf ist garnicht in Form, alles ist durcheinander und leicht verschwommen. Man sagte es sei früh geworden, Helmut wurde sogar von Ann-Kathrin aufs Zimmer gebracht.

Ich bin wach, die Dusche spült den Nacht ab und der Kopf ist schnell wieder klar. Der Blick aus dem Fenster zeigt graue Wolken, es ist vermutlich abgekuehlt, denn gestern abend kamen Regenmengen vom Himmel. Unsere Unterkunft ist riesen groß, man spürt es am Frühstücksraum, auch alles wieder massiv Holz. Frühstücken und schon geht’s besser. Die Abfahrtszeit wird verschoben. Alle haben die Reise in den Knochen, wir sind viele viele Kilometer bisher gefahren und jeder hat seine Dinge aus dieser Reise mitgenommen. Für den einen eine Herausforderung, für den anderen eine Gewissheit, Stärke und Tiefen im persönlichen. Es wurden Grenzen aufgezeigt, doch was wichtig ist, alle konnen zusammen lachen und die Freude zeigen. Jedenfalls waren so meine Erfahrungen der letzten Tage.

Die Gruppe verläßt Vehendi, ja es war wieder ein schönes Plätzchen. Die Motorräder gleiten durch die kilometer lange Strasse durch den Wald, im Ort biegen wir das erste mal auf dieser Reise Kurs Süd. Freude und Wehmut tauchen auf, dieses Land wieder verlassen zu müssen. Aber die nächsten Abenteuer warten bereits.

Dann ein auffällige Name eines Flusses „ ohne jögi “. Ha, das war doch was! Ohne Jogi wären wir Deutschen nie Weltmeister geworden. Auf der rechten Seite passieren wir die Ruinen der alten Ordensburg Helme, was müssen hier für mächtige Mauern gestanden haben, die Reste auf der Anhöhe zeigen das.

Wir passieren einen magischen Ort, alte Häuser, ein See, viele Seerosen. Du weißt, das du das erste mal hier bist aber irgendwie spürt man das du dich wohlfühlst. Alles hat eine gewisse Klangfarbe und harmoniert. Das Motorrad blubbert ganz langsam vor sich hin, ich bin hinten und Besensammler, sehr gut. Ich geniesse das hier, Bernd führt die Gruppe und läßt sie an einem Schloss parken. Die anderen schauen sich das Schloss an, ich gehe zu den alten Häusern und möchte zum See runter, bahne mir den Weg durchs hohe Gras.Eine Katze kommt, oben auf dem Schornstein eines Hauses direkt oberhalb von mir ist ein Storchennest. Ich stehe am See und atme sehr sehr tief ein, die Kraft die Ruhe durchstörmt mich. Wahnsinn! Die Störche klappern oben, ich mache meine Aufnahmen hier und dort. Dann das, die Vereinigung – der Akt – der Störche ! Unglaublich.

Der Weg führt weiter und ich schaue mir noch das Schloß an, aber das bleibt in den Gedanken, dieses Flecken Erde.

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So trennen wir uns wieder auf und wir gleiten über die Pisten Estlands, passieren die Grenze nach Lettland bei Igali und nehmen direkte Wege, die P Strassen, die noch in der aktuellsten Karte als Pisten eingezeichnet, sind auch schon asphaltiert.

Nicht mehr viele Jahre uns sie sind alle weg. Veränderungen einer Generation. Wir drei finden wieder eine und haben mächtig Spaß. Staubfahnen ziehen sich hinter uns, wir ziehen uns auseinander, viele viele hundertmeter liegen zwischen den Motorrädern, es ist einer der Top-Pisten überhaupt und wir lassen es mit richtig Speed krachen. Hin wieder mal etwas sandiger Untergrund, aber der ist durch die vielen LKW gut kompremiert. Bald ist es vorbei mit diesen farbigen Häusern in Gelb Grün und Blau, diesem Land das eigentlich Flach ist, aber auf eine andere Art. Der östliche Teil der Länder zeigt viele viele Kurven, die ich früher nicht gefahren bin.

In einem Ort treffen wir alle wieder zusammen, Susanne gibt Eis aus. Es wird pallabert und von den kleinen Abenteuern erzählt. Kirstin und Tine hatten Pech und sind auf einer Baustelle über den warmen Asphalt gerollt. Die Motorräder sind fürchterlich mit Teer eingesaut. Das bedeutet zu Hause massig Arbeit und Pflege.

Es ist schön spät und wir nehmen den direkten Weg nach Limbazi, auf der linken Seite mäht ein Bauer seine Wiese und schon rennen die weißschwarzen Vögel mit dem roten Schnabel dem Trecker hinter her. Die Gruppe bleibt stehen, vielleicht wissen sie, das es das letzte mal sein kann, denn die nächsten zwei Tage sind wir in Riga.

Eine schönes Gästehaus Lauvaskalnu Nami wo wir untergebracht sind, mitten im Wald und am See, damals vor langer Zeit Eigentum des Grafen von Gerstenbrock. Die Gasteltern geben und einen Tip, denn wir wollen was Essen gehen. In Dikdu Padgast ist ein schönes Schloss mit Restauration, schnell die Sachen aufs Zimmer und los geht’s, die letzten Kilometer des Tages.

Nobel Nobel würde man sagen, das Schloss top restauriert, gleichzeitig wird es als Hotel genutzt. Mh denke ich, hier könnte man wirklich mal ein paar Tage verbringen, gegenüber, vermutlich in den alten Stallungen ist das Restaurant, es hat Stil, wo was werden Gerichte Kosten. Drinnen thront ein großer Elchkopf. Wir sitzen draussen und geniessen die Abendwärme mit dem warmen weichen Licht.

copyright by Susanne Scheibe

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Mit dem Sonnenuntergang verlassen wir direkt in die untergehende Sonne diesen Ort und fahren durch die Abendluft. Der Tag klingt aus und die Eindrücke müssen verarbeitet werden.

13.08.2014 Mittwoch

Reise nach Riga

Das erste mal wird mir heute morgen bewusst, das die Reise nicht mehr lange dauert, wie immer sind die Tage im Fluge vorbei gegangen. Ich wache wieder ohne Wecker auf, der Biorythmus scheint wieder in Gang zu kommen. Die innere Uhr läßt mich gleichmäßig morges aufwachen. Morgens schon ein Rascheln auf dem Flur, die Mädels sind schon früh hoch und wollen im See baden gehen. Wir stärken uns beim Frühstück und schwingen uns auf die Mopetten, die Gruppe wird sich teilen. Am Vorabend sind wir die beiden Strecken noch einmal durchgegangen. Den heutigen Tag werde ich die Route begleiten und führen. Irgendwas ist mit meinem Starterknopf, vermutlich muss da mal Kontaktöl rein, das ist zuviel Staub zwischen den Kontakten. Wiederwillig springt sie an, läuft dann aber komplett rund. Ja, die Mopette musste richtig arbeiten, es war ihr Territorium.

Also rein ins nächste Abenteuer, wie sagte Ann-Kathrin noch, lass uns doch ins Abenteuerland fahren. Der Tag wird eh spannend, ohne das wir es vorher wussten. Die einen fahren links auf die Strasse Richtung Cesis und wir biegen rechts ab, suchen den nächsten Weg links ab. Ah kleine Piste mit Grünsteg in der Mitte, das wird lustig. Es sind eigentlich Sandwege, aber die nächtlichen massiven Regenfälle machten den Untergrund fest. Und rein da, hier und da ein Gehöft, das wird jetzt die nächsten 21 km so sein. Es riecht nach Morgens, hier und dort steht noch der Dunst, oder der Qualm der Schornsteine steigt langsam gerade auf und das wieder mal in den blauen Himmel. Wieder einmal sind nur kleine Wattebäuschen am Himmel. Rechts und links vom Weg ist der Morgentau noch auf dem Grün.

Konzentriert nehme ich meine Spur, mal links mal rechts, die Kurven kann man gut schnibbeln, die Koffer fräsen am Grün. Der Zweizylinder der Twin arbeitet gemütlich vor sich hin, hier und da bekommt er mal einen sanften Gasstoß um eine Steigung hoch zu bekommen. Mal durch Wälder, dann über die Felder, endlich mal Endurowandern pur.

Spannend wird es, als vor uns ein riesiges Wasserloch auftaucht, was nun ? Wie tief wird es sein, wie ist der Untergrund ? Ann-Kathrin steigt ab und testest sich zu Fuss vor. Sieht gut aus und ich bin der erste, mit einer Wasserfontäne erreiche ich das andere Ufer, alles gut gegangen, Bernd und Helmut tun es mir gleich. Dann die nächste Durchfahrt, ich hoffe es geht gut und nehme diesemal die linke Seite, die Maschine kommt in leichtes Schlingel, die Bugwelle muss höher gewesen sein, da ich einen nassen Hintern spüre, egal weiter. Die Spurrillen werden glatter und schmieriger, jetzt bitte keine lehmigen Untergründe, ich schaue auf den Navi, immer noch 8 km, das ist noch ein Ende in Sicht. Dann schon das nächste Loch, verdammt groß, jedoch kein See. Und rein da und schon driftet mir das Vorderrad nach Links, ein heftiger Lenkschlag mit etwas Gas und ich habe sie wieder, das war Adrenalin pur. Mein Herz rast. Ich halte mich an, blicke zurück und Bernd mit Ann-Kathrin sind dran, er gibt Gas und in dem Loch kommt er ins Schlingern, die Maschine läuft quer und er scheint umzukippen, wie ein Wunder mit kontrolliertem Fahren fängt er die Situation ab ohne davon Schaden zu nehmen. Helmut zieht locker durch, vermutlich hat er sich unsere Fehler von hinten angeschaut.

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Hinter dem einen Bauernhof wird die Piste breitet und vor uns läuft ein LKW, zwar ein kleiner, aber ich spüre den aufgewirbelten Staub in meinem Gesicht, der meine Haut sandstrahlt, in den Augen brennt es ein bisschen.

Einfach geil, die ersten Kilometer auf diesem Stück, sowas hatten wir den ganzen Urlaub nicht, Natur pur, Endurowandern, halt Abenteuerland. Sowas findet man selten in Europa.

Rauf auf die Strasse nach Cesis, rüber über die Gauja, da wird die Strasse neu gemacht. Bernd hält an, weil er ein Schraubteller seines Vorbau’s verloren hat, das mitten in der Baustelle, die wirklich heftig ist.

Cesis, ja es ist auch hier 7 Jahre her, und man blickt auf das was sich getan hat. Die Vergangenheit hat ich eingeholt, damals war das Feeling anders und die Stadt anders. Nach einem Koffee haben wir Zeit das kleine Altstadtzentrum mit seinen Häusern zu bewundern, erstaunlich was sich hier getan hat. Die Fassaden sind an vielen Häusern neu gemacht, kleine niedliche Läden sind entstanden. Die Ordensburg wurde teilweise rekonstruiert.

Alles wirkt noch schöner, der Fortschritt ist da und kommt mit aller Macht, der westliche Einfluss wird deutlicher.

Nächstes Ziel ist die Holzfähre von Ligatne, unsere Gruppe fährt ein Stück der Strecke zurück und geniessen die lange Piste, wir fühlen uns wohl in unserem Terrain und hinter uns wirbelt der Staub auf, wieder Kilometer lang. Die Regenfälle müssen stark gewesen sein, an einem Stück ist ein ganzes Stück Piste weg gebrochen, das bestimmt bis zu 1,5 Metern tief. Zum Glück war das nicht direkt auf unserer Spur.

- Ligatne Fähre - copyright by Susanne Scheibe

– Ligatne Fähre – copyright by Susanne Scheibe

Der Abbieger zur Fähre kommt, ja das ist 4 Jahre her, die Erinnerungen sind auch hier. Aber jetzt ist hier und jetzt und nicht Vergangenheit. Ich freue mich auf die kleine Fähre die so gebaut ist, das die Strömung der Gauja sie auf das andere Ufer gleitet läßt, der Preis ist Stolz geworden, waren es vor 4 Jahren noch 40 Cent, so sind es jetzt 2 Euro. Egal, wir unterstützen das gerne.

Schon rumpeln die Heidenau Tyres durch die Steine auf die Fähre, in dem Moment trifft die andere Gruppe auf dem anderen Ufer und beobachtet unsere Überfahrt, sicherlich wird es dann einige Fotos von uns geben.

Die Überfahrt war wieder was besonderes, ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, sie hat wie vor 4 Jahren etwas sehr abenteuerliches und das bei uns in Europa.

Für uns ging es kurz durch Ligatne und rauf auf die Parallelpiste zu Strasse, erst noch schmäler und dann entwickelte sie sich zu einer schönen breiten Waschbrettpiste. Da gabs dann noch mal richtig von oben und das Regenzeug musste drüber gezogen werden. Ankunft in Turaida, wieder Regen, jetzt bin ich schon das 3. Mal hier und jedes mal Regen. Einige aus der Gruppe war das egal und wollten trotzdem dahin, keine Entscheidung. Dann sagte ich das noch mal, der Moment ist doch jetzt trocken und schloss mich den anderen an die gehen wollte. Da spürt man wieder die Gruppendynamik und alle bis auf Tine wollten doch.

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Ich wollte doch endlich mal an dem Grab von der „ Rose von Turaida“ stehen, zu dem soll die Burg sehr sehr sehenswert sein und man hat vom Turm einen fazinierende Ausblick auf die Schleife des Flusses Gauja.

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Die Geschichte zur Rose von Turaida:

Während des Polnisch-Schwedischen Krieges fand im Jahre 1601 eine blutige Schlacht in der Nähe der kurländischen Festung Turaida statt, die auch viele Opfer in der Zivilbevölkerung forderte. Zu den wenigen Überlebenden gehörte Maija, die man später wegen ihrer weitgerühmten Schönheit und Tugend nur „die Rose von Turaida“ nannte. Ihr Herz gehörte Victor Heils, dem gleichaltrigen Sohn eines Burggärtners. Beide planten bereits die Hochzeit nach alter Sitte und Brauch. Im August 1620, im 20. Jahr dieses unheilvollen Krieges, trafen in der Stadt zwei fremde polnische Offiziere ein, zufällig kreuzten sie den Weg der schönen Maija. Sogleich von heftiger Begierde und Leidenschaft entflammt, umwarben beide die tugendhafte Jungfrau, jedoch erfolglos. Mit einem gefälschten Brief, einer angeblichen Botschaft von Viktor, lockten sie Maija in die Gutmannshöhle (lettisch Gūtmaņa ala). Dort lauerten bereits die beiden Männer, die Jungfrau erkannte sofort deren wahre Absichten und zugleich die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage. Um ihre Ehre zu retten gab sie vor, im Besitz eines zauberkräftigen Halstuches zu sein.Zum Beweis möge doch gleich einer der beiden Männer mit seinem Schwert auf sie einschlagen, es würde ihr dabei kein Leid geschehen. Mit dieser teuflischen List vermochte sie ihre Jungfräulichkeit und Ehre zu retten. Mit Entsetzen und blutüberströmt erkannten die beiden Männer Maijas List und verließen fluchtartig die Gegend. Wegen des gefälschten Briefes, der noch in Maijas Kleidern steckte, wurde deren Schuld nicht erkannt und Viktor der Prozess gemacht. Erst am Tage der Hinrichtung sprach einer der beiden Offiziere beim Richter vor und berichtet den Anwesenden die wahre Geschichte, auch sei sein Kumpan nach der Tat dem Wahnsinn verfallen und hätte sich in einem Waldstück erhängt. Viktor war nun ein freier, doch gebrochener Mann, er beerdigte seine geliebte Maija, pflanzte jene Linde am Grab und verließ mit einem Beutel voller Erde vom Grab seiner Braut die Heimat. Niemand soll je wieder von ihm gehört haben.

Ja, ich kann sagen es hat sich gelohnt, die Sage gibt diesem wunderschönen Flecken Erde noch die nötige Mystik dazu. Ich würde es sogar noch einmal besuchen. Diesesmal fahren wir gemeinsam. Es fängt heftigst anzuregnen. Ich dachte zu erst nur die Regenjacke reicht aus, falsch gedacht. Dazu stehen wir minutenlang vor einem Bahnübergang und man spürt wie das Wasser von oben in die Stiefel reinlief, egal dachte ich, wirst ja eh wieder trocken.

copyright by Susanne Scheibe

copyright by Susanne Scheibe

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Falsch gedacht, es regnet so heftig, das wir kurz anhalten, weil wir überhaupt nichts mehr sehen können. Die Fahrt endet im Feierabendverkehr von Riga -Volltreffer-. Das wird gemeistert! Ab ins Hotel, umziehen und Andris anrufen.

Ein Taxi Van bringt die Gruppe zum Treffpunkt. Andris sagte am Telefon wir könnten dort was essen.

Ein schönes Gefühl ihn endlich mal nach den ganzen Jahren des Schreibens treffen zu können. Er spricht sehr gut Deutsch und während die Gruppe sich zum Essen verpieselt, weil es dort doch nichts gab, bleiben Helmut und ich noch länger mit Andris zusamm um sich auszutauschen. Die Frauen sagten im Nachgang:“Das ist ja nen Süßer“! Andris strahlt eine Ruhe und Gelassenheit aus, es gibt viel zu Erzählen.

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Der Hunger treibt uns jetzt doch und er begleitet uns noch mit in die City, dort verabschieden wir uns, beide wissen, das wir uns wiedersehen werden.

Der Abend endet in der Altstadt von Riga. Der Tag war lang und wir fallen alle Müde ins Bett.

14.08.2014 Donnerstag

Wiederkehr nach Riga

Der Abend war lange, ich konnte nicht einschlafen, es gibt viel was mich auf dieser Reise berührt. Also runter zum Frühstück. Wir rufen den Taxifahrer von gestern an und lassen uns zu den Markhallen von Riga fahren. Unsere Gruppe teilt sich auf, wir wollen alle individuell unterwegs sein. Susanne, Kirstin und ich schwirren durch die Hallen, die Augen können nicht genug bekommen. Alle geniessen diesen Flair, ich persönlich habe heute die Menschen im Auge. Die Stadt Riga kenne ich durch den Besuch von 2007 schon sehr gut, damals hatten Susanne und ich sehr viel Zeit hier verbracht. Lediglich das Jugenstilviertel wollte ich gerne noch sehen. Ich möchte für den Tag, das ich die Menschen Lettland und Gesichter Lettland finde, das aus allen sozialen Schichten. Keine einfach Aufgabe! Aber ich habe das fette lichtempfindliche Objektiv mit dabei, so kann man gut versteckte Aufnahmen machen. Gerade in den Hallen gibt es sehr viele Motive die ich mit nehmen kann, gerade ältere Frauen haben es mir angetan, die ich beim Einkaufen ablichte. Aber auch die Waren die angeboten werden. Wir drei schlendern dann weiter durch die Stadt und versuchen die Station des Busses für die Stadtrundfahrt zu finden, nicht einfach. Nach einem Koffee schwirren wir dann doch zum Touristenbüro am Rathausplatz, schnell in den Bus und schon geniessen wir die Informationen und die Sehenwürdigkeiten aus einer anderen Sicht. Wieder am Rathausplatz angekommen stehen wir faziniert vor einem Spanier, der Kinder mit seinen Seifenblasen einfängt und begeistert. Wieder Motive die Spaß machen. Langsam wird die Luft feucht von oben und wir machen uns auf ins Jugendstilviertel, Kirstin und ich brechen ab, weil es richtig anfängt zu giessen. Susanne ist tapfer und möchte es unbedingt sehen. Wir verabreden uns für eine Zeit um uns wiederzutreffen.

Kirstin und ich suchen uns ein Restaurant um ein wenig zu plauschen und um dem schlechten Wetter zu entgehen. Als es aufklart ziehen wir durch die Altstadt Riga’s. Erinnerungen sind da, stelle aber fest, das in dieser Stadt unheimlich viel passiert, touristisch sehr sehr gewachsen, ein Magnet im Baltikum.

 

copyright by Susanne Scheibe

copyright by Susanne Scheibe

 

Alle treffen am Abend zusammen, wir gehen in ein mittleralterliches Restaurant zum Essen. Tolles Ambiente, gutes Essen, passend für den letzten Abend. Denn morgen Abend sind wir auf der Fähre. Abschluss soll ein Cocktail im Radisson Hotel im 26.Stock sein, in der Sky-Bar mit Blick über Riga. Aber die wollen uns nicht so richtig, wir warten über 1 Stunde auf die Cocktails trotz nachfragen, wir stehen auf und gehen.

Abschluß auf der Terasse beim Bier, Ende Gelände morgen geht’s über Strasse nach Klaipeda.

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15.08.2014 Freitag

Die letzten Begleiter

Verabschiedung nach dem Frühstück von Helmut, er ist noch bis Ende September weiter unterwegs. Es fällt uns nicht leicht ihn gehen zu lassen. Er ist eine Bereicherung für die Gruppe gewesen. Die Motoren starten und wir verlassen Riga kurs Südwest nach Klaipeda. Ich suche und suche meine Weggefährten der Luft, irgendwann tauchen sie auf, als wenn sie noch Aufwiedersehen sagen wollen.

Vor dem Einschiffen ein Besuch in der Altstadt von Klaipeda, die Sonne scheint noch und wärmt. Wir essen das letzte Mal das leckere Brot, trinken ein alkoholfreies Bier dazu.

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Auf zur Fähre, einchecken und der Bauch der Fähre verschluckt uns. Beim Auslaufbier sitzen wir noch mit 2 Hamburgern zusammen und quatschen über das erlebte im Baltikum.

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16.08.2014 Samstag

Auspannen auf der Fähre, ich würde sagen doofspielen. Kiel kommt in Sicht, die Leute werden unruhig um das Schiff verlassen zu können.

 

Nachwort: 22.03.2015

Eine Reise in mein inneres Ich, eine Reise die unter komplett neuen Lebensumständen für mich stattgefunden hat. Auch wenn ich in einer wundervollen Gruppe unterwegs war, fand ich die Zeit in Gedanken zu versinken und mir meine eigene Zeit zu nehmen. Es ist jetzt nach der Veröffentlichung hier über ein halbes Jahr wieder her und mein jetziges Leben hat sich komplett verändert. Vielleicht ist dieser Bericht anders geschrieben wie die anderen hier in diesem Blog. Wie es in Zukunft weitergehen wird, mag ich noch nicht zu sagen. Zu dieser Zeit wusste ich nicht was auf mich alles zu kommen wird. Diese Zeichen, die mir hier gesetzt worden sind,weiß ich jetzt zu deuten.

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  1. - Aufbruch – Baltikum – Oblaszt Kaliningrad
    – Aufbruch – Baltikum – Oblaszt Kaliningrad / 3-24-2015 / ·

    […] Aufbruch – Oblaszt Kaliningrad Polen Baltikum – […]

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