Tage der Entspannung

Tage der Entspannung

Gestern Abend schlief man mit Trommeln auf dem Dach ein, ein heftiger Regenschauer mit seinem gleichmäßigen Tönen brachte mich in den Schlaf.

Am Morgen sah das schon wieder ganz anders aus, Schlaftrunken aus dem Alkoven, ein Blick auf das Thermometer, es wird wärmer. Reges Treiben auf dem Camping, erstmal einen Koffee.

Was machen wir heute ? Ein Blick in den Himmel, das Wetter ist nicht einschätzbar. Ich denke mir, zum wandern heute nicht der richtige Tag! Sagen wir mal so, ich hab auch nicht die richtige Lust dazu. Da war doch gestern im Touristbüro in Kransja Gora, in der Auslage fanden wir einen Motorradtouren Führer für Slovenien, mal sehen was der noch so aussagt und Strecken drin hat, die wir eigentlich nicht geplant haben. Also ran an Basecamp und die eh schon von uns ins Auge gefasste Route in Planung gesetzt. Die Broschüre gab Hilfestellung, also aus 2 Routen mache eine, nehme Abkürzungen durch die Berge in Form von Kleinststrassen, hier und da ein paar Sehenswürdigkeiten mit rein und fertig ist die Tagestour. 245 km exklusive Pausen und Sehenwürdigkeiten, das wird eng! Zumal wir mit unseren Campingnachbarn noch ein längeres Schwätzchen halten.

Scheitelpunkt der Tour von Kobarid ist Bled, zuvor galt es Tolmin geschickt auf kleinen Strassen zu erreichen. Wundervoll ist es durch die kleinen Dörfer zu fahren, überall ist Leben, ob an den Häusern oder auf den Feldern. Es wird zur Zeit viel Holz geschnitten, es muss für den übernächsten Winter eingelagert werden. Wir halten uns immer südöstlich der Soca und gelangen an die Umfahrung von Tolmin, dort klincken wir uns gleich wieder an die Hänge in Richtung Ljubinj. Rauf runter, links und rechts, enge Gassen in den Bergdörfern, um uns herum wirkt es massivst Grün, dazu verfärben sich so allmählich die Blätter in wundervolle Herbstfarben. Vor den eigenen Augen spielt sich ein langer Naturfilm ab, der am liebsten Wochenlang dauern könnte. Wir gelangen auf die 403, die aber nun wirklich nicht viel größer als die Seitenstrasse ist. Auch hier wieder kleine Dörfer die sich an den bewaldeten Fels drängen. Endlich kommt die Passauffahrt, nichts spektakuläres, aber eine Kurve direkt nach der anderen, wieder einmal der reinste Walzertanz. Oben auf dem Zorgnja Gorika Pass mit seinen 1207 Metern, wir kommen aus den Wolken und fahren tatsächlich in die Sonne ? Die Temperaturen klettern gleich auf über 20°C, haben wir das verdient ? Anscheinend ja ! Ein Walzertanz nach unten, schlechte Strassen wechseln in Nagelneue, welche krasse Unterschiede. Schon kommt der Bohinjsko Jezero in das Blickfeld, hier findet man gleich wieder den Tourismus, wo die Menschen ins Bussen angekarrt werden. Gleich weiter am Seeufer entlang bis Ukanc, dort erwartet uns ein Wasserfall.

Zuvor müssen wir was gegen den leeren Bauch tun, Cevapcici und Pleskavicsca zudem Pommes, der Magen gibt endlich ruhe. Am Tisch hinter uns saßen zwei Österreicher in Pension, die mit ihren Rollern mal schnell von Kärnten aus rübergeeiert waren. Uh, wir kommen aus Kinsing, ähm wo ist das fragen wir? Nee, wir sind Kieler von der Ostsee. Achja Laboe, das kenne ich auch. Dann schnatterte er uns beim Essen voll, beide von der ÖBB, mittlerweile mit 1800 Euro netto mit dem 52 Lebensjahr in Pension geschickt worden. Er mit Bandscheiben-, Kniescheiben- und Mattscheibenvorfall in den Ruhestand geschickt. Sein Kumpel wegen Überqualifizierung ebenfalls in den Ruhestand geschickt, ach wie schön kann das Leben sein. Kann sein, das er Sabbelwasser getrunken hatte und uns nettlich zutexten mussten. Das Gespräch war dennoch amüsant.

Diesmal geht es Perpedes weiter, dann noch Eintritt für angeblich 550 Stufen zum Wasserfall. Gezählt hatte ich 389, vielleicht sind da ein paar Verzähler drin, aber nicht so. Der Reiseführer versprach viel von diesem Wasserfall Slap Savica. Nun denn, wir sind Norwegen und Island verwöhnt, aber man hofft ja immer wieder. Das gute war, wir durften uns endlich mal bewegen. Ein paar Snapshots und es ging die Treppen wieder runter. Die Zeit lief uns weg und wir wollten unbedingt noch nach Poljuka. Austragungsort für Biathlon Wettkämpfe, die wir im Winter gerne mal verfolgen. Ein tolle Anlage die uns dort erwartete, aber der Weg dahin war noch spannender. Die F flutsche nur so die Serpentinen hoch. Die kürzere Übersetzung hat sich wirklich gelohnt. Alles ist im dritten Gang machbar, die Kraft hat der Motor. Ein flüssiges Fahren ohne Leistungsverluste. Nächstes anvisiertes Ziel war der See bei Bled, die kleine Insel mit der Kirche drauf soll was besonderes haben. Ein Stop zum erholen, die Insel wird gleich mit abgelichtet. Einen Cappucino gegen die einsetzende Müdigkeit und schon geht der Walertanz weiter. Wir müssen aufpassen, gegen 1830 setzt die Dunkelheit ein und da möchte ich mich nicht mehr auf den kleinen Strassen vergnügen. Es ist noch ne Ecke, schlappe 100 km zurück zum Basislager. Wir versuchen den Speed in den Kurven zu halten und haben beide mächtig Spaß, die beiden 800ccm Motoren geben ihre Souveräntität zum Besten und schnurren fast synchron. Kaum wieder zurück über den Pass fallen die Temperaturen wieder, die Wolken hängen tief und wir haben schlechte Sicht. Beissen ist angesagt ! Die Fahrt wird zum Genuss, auch wenn die Konzentration steigt zur fortgeschrittenen Stunde. Immer wieder durch kleine niedliche Dörfer, fast wie auf Slalomski den Berg hinunter. Was man dennoch alles wahrnehmen kann, das Leben in diesen kleine Dörfer ist da. Endlich das erste Schild Kobarid, ich schaue auf den Zumo und der sagt mir noch 24 km. Die letzten Kilometer nehmen wir auf der gutausgebauten Strasse und kommen in unserem Basislager an. Schnell umziehen, Rechner mit, Wetter für die nächsten Tage schauen und ganz wichtig, ein Big One zum Durstlöschen und gleichzeitig als Einlaufbier. Rückblick, wieder ein toller Tag, völlig ohne Stress, auch wenn es sich anders anhören mag aufgrund der vielen Kilometer. Leute die nicht Motorradfahren oder nicht Motorradreisenden sind, können das nicht nach empfinden. Dieses irre Gefühl mit dem Motorrad auf fremden Strasse eins zu sein. Leute kennenzulernen, auch wenn sie 52 mit 1800 Euro in den Vorruhestand geschickt werden. Die Geschichten der Menschen erzählen das Leben.

Achja Rolf, dein Buch hab ich durch, ein Leben wie es geschrieben steht und sich viele wünschen, das in den Anfängen auch gelebt zu haben. Aber irgendwann hat einen diese Mühle zu fassen, die Mahlsteine kommen näher. Oder wie sagte Rolf, man kann den abgefeuerten Schuss schon kommen hören. Man muss den richtigen Moment finden zu reagieren.

Gute Nacht

Eines sei festzustellen:

Irgendwie war ich damals zwischen 8 und 10 Jahren alt. Ich lebte mit meinen Eltern und Geschwister in einem Hochhaus. Die Geburtenstarken Jahrgänge waren spürbar. In unserem 36 Parteienhochhaus lebten sehr viele Kinder. Seinerzeit hatten vielen Familien griechische Landschildkröten für die Kinder. Auf dem Hof veranstalteten wir Schildkröten Rennen. Auch unsere Polly war mit von der Partie. Ein Strecke von knapp 3 Metern, einige wollten nicht laufen, andere liefen Querfeld ein, andere rannten in ihrer Strecke. Ein mächtiger Spaß!

Aber wir treibt man eine Schildkröte zum Sieg, ein Schaschlikspieß aus Holz wurde mit Tesastreifen auf den Rückenpanzer getaped. Am Ende des Spießes vor den Kopf ein Stück Salatblatt. Der ständige Hungertrieb liess sie schnappen und schnappen (immer ein Biss ins Leere) und sie rannte und rannte um den Salat zu bekommen. Schildkröten Tuning. Am Ziel bekam sie dann aber wirklich das Blatt zu fressen. Weil sie halt so schön gelaufen ist.

Über 40 Jahre später !

Jemand rennt und rennt um nach etwas zu schnappen, was ihm vorgehalten wird, es ist die Hoffnung das zu schnappen, was ihm vorgehalten wird. Aber hier läuft man über die Ziellinie und es gibt nie Futter, obwohl man manchmal Sieger war.

Dieser Jemand bin ich!

Was mache ich da eigentlich ?

Ist es das was so zermürbt ?

Ich denke ja!

Bei diesem Vergleich heute morgen beim Frühstück mussten wir herzhaft lachen, aber der Sinn des „Futter hinhalten“ kann man auch anders deuten.

Halt tiefgründig.

Nun denn, der Tag überraschte uns mit einem leckenden Wasserhahn im Womo. Der ganze vordere Innenschrank war klitschnass. Da wir uns eh vom Wetter treiben lassen und die Wolken heute morgen sehr tief hingen war es ein guter Zeitpunkt dieses zu Reparieren. Also wurde das Teilchen erstmal komplett zerlegt und gesäubert, Essig war dabei und die Teile wurden zum entkalken eingelegt. Dann trocken gewischt und gefettet, zusammen gesetzt und die Probe aufs Exampel gemacht. Negativ, das Wasser lief noch intensiver.

Also raus damit, vorher schnell zum Supermarkt der hier Kobarid wirklich alles hat, nur keine Mischarmaturen. Ein Thema zum abhaken. Also wurden 12mm Gewindebolzen und zwei Schlauchschellen geholt. Die dort reinverbastelt und so waren die Wasserleitungen zum Küchenwasserhahn endlich dicht. Das überleben wir schon ohne Wasserhahn, im Bad gegenüber gibt es ja noch einen. Das wird in Kiel repariert.

Etwas Bewegung musste heute noch her, also rauf zum Wasserfall bei uns am Berg. Slap Kozjak nennt man ihn. Stativ und Kameras mit auf den Weg, nicht weit vom Camping fanden wir den Wanderweg, erstmal Richtung Soca, wir nahmen den Umweg durch alte italienische Befestigungsanlagen aus dem 1. Weltkrieg. Dann wurde der Weg schmäler und wir mussten uns über glitschige Holzbrücken tasten. Hangelten uns zur Absicherung an einem Stahlseil entlang und liefen durch eine Klamm. Nicht weit, vielleicht knapp 100 Meter, wir hörten schon das Getöse vom Fall. Aber wo ist er ?

Entlang an einem Holzsteg direkt 3 Meter oberhalb vom Bach um eine Ecke und dann standen wir da und waren wirklich sehr erstaunt. Da erblickten wir ihn den Slap Kozjak. Ich denke, da sind richtig gute Fotos dabei. Beim Fotografieren fing es an zu regnen, das sollte uns dennoch nicht stören. Wir tapsten durch die Pfützen bis hin zum Ort, kauften unser Abendbrot ein und machen es uns für den Abend gemütlich.